BFE Werkstatt 3 (2018): Politische Beteiligung /​/​ Interkulturelle Öffnung

Dokumentation der Podiumsdiskussion im Rahmen des 2. Runden Tischs Zi​vil​ge​sell​schaft​.Ber​lin am 16.09.2018

Zusammenfassung: Worum es geht

2017 wünsch­ten sich die Ehrenamtskoordinator_​innen im Zu­ge der Eva­lua­ti­on der Ar­beit des Be­ra­tungs­fo­rums En­ga­ge­ment un­ter an­de­rem mehr po­li­ti­sche Be­tei­li­gung. Um die­ses Ziel zu er­rei­chen ver­knüpf­te das Be­ra­tungs­fo­rum zwei ver­schie­de­ne For­ma­te mit­ein­an­der: die Werk­statt und den Run­den Tisch Zi​vil​ge​sell​schaft​.Ber​lin. Als Vor­be­rei­tung dar­auf fan­den zu­sätz­lich zwei Jour fi­xe in den Re­gio­nen statt, bei de­nen sich die Teilnehmer_​innen zum The­ma des Run­den Ti­sches ‚In­ter­kul­tu­rel­le Öff­nung der Re­gel­sys­te­me für Ge­flüch­te­te – Frei­wil­li­ge als Brü­cken­bau­er?‘ austauschten.





Aus der Praxis – die Ergebnisse der Werkstatt

Ein Blitz­licht – Was be­deu­tet in­ter­kul­tu­rel­le Öff­nung für die Ehrenamtskoordinator_innen?


… Meh­spra­chig­keit – Neu­gier – Bür­ger­recht – „Think out­side the box“ – Di­ver­si­tät im Haupt­amt – Of­fen­heit der Sys­te­me – Sen­si­bi­li­sie­rung – Bar­rie­ren ab­bau­en – Wert­schät­zung statt Ver­ur­tei­lung – Ge­gen­sei­tig­keit – Qua­li­fi­ka­ti­on – Hal­tung – in­ter­kul­tu­rel­le An­ge­bo­te – auf­ein­an­der zu­ge­hen – mehr Teil­ha­be – Um­den­ken – Au­gen­hö­he – ein ‚di­ckes Brett‘ – Be­wer­tungs­frei­heit – Wi­der­sprü­che annehmen …


Wo kom­men Eh­ren­amts­ko­or­di­na­to­ren in Kon­takt mit IKÖ?

- Im Kon­takt mit den Bewohner_​innen, die z.B. über schlech­te Er­fah­run­gen auf Äm­tern be­rich­ten, Ras­sis­mus auf dem Wohnmarkt…

- In der Zu­sam­men­ar­beit mit den Re­gel­ein­rich­tun­gen. Wäh­rend sich die Zu­sam­men­ar­beit mit STZ, Fa­mi­li­en­zen­tren etc. so­wie ei­ni­gen be­zirk­li­chen Stel­len (v.a. In­te­gra­ti­ons­be­auf­trag­te, be­zirk­li­che Flücht­lings-/Eh­ren­amts­ko­or­di­na­ti­on) er­heb­lich ver­bes­sert hat, gibt es nach wie vor schlech­te Er­fah­rung v.a. mit LAF, Aus­län­der­be­hör­de und Jobcentern

- Im Kon­takt mit Eh­ren­amt­li­chen, die über ih­re Er­fah­run­gen et­wa in der Be­hör­den­be­glei­tung be­rich­ten, mit ih­ren An­ge­bo­ten teils selbst man­gel­haf­te IKÖ der Re­gel­struk­tu­ren aus­glei­chen, von feh­len­der Wert­schät­zung berichten.

Frei­wil­li­ge als Brü­cken­bau­er – po­si­ti­ve Beispiele

- Frei­wil­li­ge kön­nen Feed­back ge­ben, da­für brau­chen sie aber ein trans­pa­ren­tes und wir­kungs­vol­les Beschwerdemanagement

- Frei­wil­li­ge kön­nen Mul­ti­pli­ka­to­ren sein, in­dem sie Er­fah­run­gen per­sön­li­cher Be­geg­nung im Aus­tausch mit an­de­ren wei­ter­ge­ben. Die­ses Po­ten­ti­al soll­te auch für Re­gel­ein­rich­tun­gen frucht­ba­rer ge­macht werden

→ In­dem sich Re­gel­ein­rich­tun­gen, in de­nen En­ga­ge­ment mög­lich ist, wei­ter für En­ga­ge­ment Ge­flüch­te­ter öffnen

→In­dem Ver­wal­tun­gen das frei­wil­li­ge En­ga­ge­ment ih­rer Mit­ar­bei­ter in ent­spre­chen­den Ein­rich­tun­gen fördern


Frei­wil­li­ge als Brü­cken­bau­er – ne­ga­ti­ve Beispiele

- Frei­wil­li­ge soll­ten kei­ne Lü­cken­bü­ßer sein, die feh­len­de IKÖ aus­glei­chen. Sie soll­ten Brü­cken in die Ge­sell­schaft bau­en, nicht in die Verwaltung

- Eh­ren­amt soll­te nicht nur in­ner­halb der Un­ter­künf­te statt­fin­den, son­dern zu ei­ner ge­gen­sei­ti­gen Öff­nung von Un­ter­kunft und Nach­bar­schaft führen.

- Ge­flüch­te­te, die sich en­ga­gie­ren möch­ten, füh­len sich viel­fach nicht will­kom­men, sto­ßen auf ge­schlos­se­ne Grup­pen. Auch hier bleibt die IKÖ die­ser Ein­rich­tun­gen wei­te­re Auf­ga­be, gilt es, En­ga­gier­te stär­ker will­kom­men zu heißen


Wir brau­chen ei­ne stär­ke­re in­ter­kul­tu­rel­le Öff­nung der Verwaltung

- Di­ver­si­tät der Ge­sell­schaft soll­te sich im Haupt­amt spiegeln

- Vor­bil­der müs­sen sicht­ba­rer ge­macht wer­den – Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund ist ei­ne Stär­ke, kei­ne Schwäche

- Es be­darf mehr Schu­lun­gen für Mitarbeitende

- Mehr­spra­chig­keit und leich­te Sprache

- IKÖ muss von Füh­rungs­ebe­ne ge­wollt werden

- IKÖ braucht Zeit, Res­sour­cen, Qua­li­täts­ma­nage­ment, In­stru­men­te bei Mittelvergabe

- Gen­der Main­strea­ming kann als Vor­bild dienen


„Die Ber­li­ner Ver­wal­tung ist in­ter­kul­tu­rell aus­ge­rich­tet. To­le­ranz und Welt­of­fen­heit ge­hö­ren zu den Maß­stä­ben des Ver­wal­tungs­han­delns ih­rer Dienst­kräf­te. Die Be­hör­den er­brin­gen ih­re Leis­tun­gen ge­gen­über den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern zu­ver­läs­sig, kom­pe­tent, ver­ständ­lich, freund­lich und so schnell wie mög­lich.“ (§11 der Ge­schäfts­ord­nung der Ber­li­ner Verwaltung)

Beteiligung – die Werkstatt /​/​ der Runde Tisch

Zum Run­den Tisch Zi​vil​ge​sell​schaft​.Ber​lin ka­men Teil­neh­mer aus Zi­vil­ge­sell­schaft, Ver­wal­tung, Po­li­tik – und na­tür­lich die EAK, für die der Run­de Tisch gleich­zei­tig die drit­te BFE-Werk­statt war.
Ein­ge­la­den war auch Staats­se­kre­tär Da­ni­el Tiet­ze (Sen IAS), der die Ver­an­stal­tun­gen mit ei­nem Im­puls er­öff­ne­te. Tiet­ze be­ton­te die Not­wen­dig­keit der IKÖ: Ver­wal­tung müs­se ein Spie­gel­bild der Ge­sell­schaft sein. Die Ent­wick­lung ent­spre­chen­der Stra­te­gien sei Quer­schnitts­auf­ga­be und die Di­ver­si­tät der Ge­sell­schaft sei auch auf Füh­rungs­ebe­ne zu spie­geln. Per­so­nell wer­de in die­ser Le­gis­la­tur viel nach­ge­steu­ert, dar­in lie­ge auch ei­ne zu nut­zen­de Chan­ce. Die Über­füh­rung der Not­hil­fe in In­te­gra­ti­on sei auch Auf­ga­be der pro­fes­sio­nel­len Struk­tu­ren, z.B. von den Eh­ren­amts­ko­or­di­na­to­ren an den Ber­li­ner Un­ter­künf­ten für Ge­flüch­te­te und des Be­ra­tungs­fo­rums En­ga­ge­ment für Geflüchtete.
Auf dem Po­di­um prä­sen­tier­ten auch die Ehrenamtskoordinator_​innen Roya Ha­de­agh, Ma­xi Or­lo­vi­us, Son­ja Rup­pert und Co­in­ne­ach Mc­Ca­be die Er­geb­nis­se aus den Jour fi­xe, be­rei­chert um ih­re ei­ge­nen Er­fah­run­gen zur IKÖ. So ent­stand ein sehr pra­xis­na­her Ein­blick in das The­ma aus der Sicht der Ehrenamtskoordinator_innen.
Die an­schlie­ßen­de Dis­kus­si­on mach­te deut­lich, wie viel Weg noch vor uns liegt. Da­ni­el Tiet­ze for­mu­lier­te das In­ter­es­se, Pro­zes­se der in­ter­kul­tu­rel­len Öff­nung vor­an­zu­brin­gen. Es wur­de aber auch deut­lich, wie viel Ar­beit noch zu tun bleibt, das vor al­lem die bau­li­che In­fra­struk­tur auf ab­seh­ba­re Zeit pro­ble­ma­tisch bleibt und be­stimmt Pro­zes­se noch viel Zeit bedürfen
Aus den Rei­hen der Will­kom­mens­in­itia­ti­ven wur­de an­ge­mahnt, dass nicht nur an Ge­flüch­te­te in den Un­ter­künf­ten ge­dacht wer­den darf, son­dern auch all je­ne mit in den Blick zu neh­men sind, die schon ei­ge­nen Wohn­raum ge­fun­den haben. 

BERATUNGSFORUM ENGAGEMENT FÜR GEFLÜCHTETE
Zur Start­sei­te | Do­ku­men­ta­ti­on BFE Werk­statt 3 (2018): Po­li­ti­sche Be­tei­li­gung /​/​ In­ter­kul­tu­rel­le Öff­nung | LuH – ak­tua­li­siert 12.11.2018