Gesamtstädtischer Jour Fixe
im April 2017

Ehrenamtskoordination Unterkünfte aus allen Regionen
Dokumentation

Zusammenfassung: Worum es geht

Im Rah­men ei­ner Ver­an­stal­tung mit ca. 80 Ehrenamtskoordinator_​innen aus Ber­li­ner Un­ter­künf­ten für Ge­flüch­te­te dis­ku­tier­ten die Teil­neh­men­den am 25. April 2017 an acht ver­schie­de­nen The­men­ti­schen Sta­tus quo, Best prac­ti­ces und Hür­den der Eh­ren­amts­ko­or­di­na­ti­on in der Ar­beit mit Ge­flüch­te­ten. Un­ten ste­hend sind die Er­geb­nis­se der Dis­kus­si­on in je­weils drei The­sen zu­sam­men­ge­fasst. Ei­ne aus­führ­li­che Do­ku­men­ta­ti­on des je­wei­li­gen The­men­tischs fin­det sich un­ter dem je­weils an­ge­ge­be­nen Link.


Gesamt Jour Fixe im April 2017

1) Freiwillige im Gewerbegebiet: Wie gewinne ich Ehrenamtliche in Außenbezirken?

1. Für ei­ne er­folg­rei­che Ge­win­nung von Eh­ren­amt­li­chen ist ei­ne ziel­ge­rich­te­te Öf­fent­lich­keits­ar­beit zwin­gend erforderlich.
2. Ko­ope­ra­tio­nen, auch über­re­gio­nal sind auszubauen.
3. Ei­ne kon­zen­trier­te Netz­werk­ar­beit un­ter­stützt die Ge­win­nung von Ehrenamtlichen.

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2) Teilhabe am Gemeinwesen: Was braucht es, um Geflüchtete beim Einleben in der Stadt zu unterstützen?

1. Der Weg bis zur re­gel­mä­ßi­gen und selbst­stän­di­gen Teil­ha­be am Ge­mein­we­sen ist lang und schwierig.
2. Grund­vor­aus­set­zun­gen sind ver­trau­ens­vol­le Beziehungen.
3. Ver­trau­ens­vol­le Be­zie­hun­gen wer­den am leich­tes­ten im di­rek­ten Um­feld der Un­ter­kunft aufgebaut.

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3) Ehrenamtskoordinator_​innen in Doppelrollen: Welche Vor- und Nachteile hat das? Was würde ich am Rollenprofil ändern?

1. Kei­ne Dop­pel­be­las­tung durch an­tei­li­ge EAK-Stel­len: Eh­ren­amts­ko­or­di­na­ti­on braucht einen/​eine ver­läss­li­che Koordinator_​in, de­ren Zeit­um­fang sich nicht an der An­zahl der Bewohner_​innen misst oder „ne­ben­bei“ läuft.
2. Die Stel­lung der Eh­ren­amts­ko­or­di­na­ti­on in der Ge­samt­struk­tur der Un­ter­kunft muss kla­rer in den Be­trei­ber­ver­trä­gen for­mu­liert sein. Ge­gen­über haupt­amt­li­chen Kolleg_​innen und Eh­ren­amt­li­chen ist es wich­tig, die ei­ge­nen Zu­stän­dig­kei­ten und Auf­ga­ben trans­pa­rent zu machen.
3. Für ei­nen bes­se­ren Aus­tausch und ei­nen Zu­gang zu al­len Res­sour­chen soll­te die Eh­ren­amts­ko­or­di­na­ti­on an die Lei­tung an­ge­bun­den sein.

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4) Kooperationen! Externe Angebote – Welche Kriterien sind wichtig in der Zusammenarbeit mit Projekten?

1. Gu­ten ex­ter­nen Pro­jek­ten lie­gen ech­te Be­dar­fe zugrunde.
2. Gu­te Pro­jekt­trä­ger pla­nen die Be­glei­tung (ggf. das Ab­ho­len und das Zu­rück­brin­gen) von Teil­neh­men­den mit ein und küm­mern sich um die Klä­rung recht­li­cher und si­cher­heits­be­zo­ge­ner Aspek­te. Sie su­chen den Kon­takt mit den Ver­ant­wort­li­chen in der Un­ter­kunft, ma­chen ver­bind­li­che Ab­spra­chen und pfle­gen ei­nen kon­ti­nu­ier­li­chen Austausch.
3. In Rand­be­zir­ken ist die Ak­qui­se von Part­ner­pro­jek­ten schwie­rig. Hier wird auch mehr Geld für die Un­ter­stüt­zung von Pro­jek­ten be­nö­tigt, die sich in struk­tur­schwa­chen Re­gio­nen engagieren.

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5) Geflüchtete als Freiwillige: Unter welchen Bedingungen gelingt das Ehrenamt?

1. Eh­ren­amt­li­ches En­ga­ge­ment von Ge­flüch­te­ten als Chan­ce. Eh­ren­amt­li­che Tä­tig­keit von Frei­wil­li­gen be­deu­tet Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men, Res­sour­cen zu nut­zen und stärkt das Selbst­wert­ge­fühl. Eh­ren­amt­li­che Tä­tig­keit von Frei­wil­li­gen als Per­spek­ti­ve und als wich­ti­ger Fak­tor auf dem Weg zur Integration.
2. Eh­ren­amt braucht Er­klä­rung. Ge­flüch­te­te sind über die Definition/​Bedeutung des Eh­ren­am­tes in Deutsch­land zu in­for­mie­ren. Als Hil­fe zur Un­ter­schei­dung von Haupt- und Eh­ren­amt in der Un­ter­kunft und zum Ver­ständ­nis der Rol­le des Eh­ren­am­tes in der Gesellschaft.
3. Eh­ren­amt braucht Un­ter­stüt­zung und Begleitung.

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6) Der Entwicklungstisch. Bedarfe und Tätigkeitsfelder: Welche Projekte möchte ich für meine Unterkunft entwickeln? Wie kann ich Bewohner_​innen einbeziehen?

1. Be­glei­tung und Ak­ti­vie­rung der Bewohner_​innen von Un­ter­künf­ten zur Über­nah­me von Ei­gen­ver­ant­wor­tung ist ei­ne Zwei­bahn­stra­ße – da­zu be­darf es der Un­ter­stüt­zung und Be­ra­tung durch gut aus­ge­bil­de­te Fach­kräf­te. Der Be­treu­ungs­schlüs­sel von Ko­or­di­na­to­ren und Bewohner_​innen soll­te deut­lich ge­senkt wer­den (For­de­rung: 1:10 statt 1:500!) um Eh­ren­amt­li­che zu ent­las­ten und nach­hal­ti­ge 1 zu 1‑Patenmodelle zu etablieren.
2. Auch nach Be­zie­hen ei­ner ei­ge­nen Woh­nung ist fach­li­che und per­sön­li­che Nach­be­treu­ung für ehe­ma­li­ge Bewohner_​innen be­son­ders aus Not­un­ter­künf­ten mit Ca­te­ring un­ver­zicht­bar um ech­te In­te­gra­ti­on und psy­cho-so­zia­les Wohl­erge­hen von Fa­mi­li­en wie Ein­zel­per­so­nen si­cher­zu­stel­len. (s. auch UN-Men­schen­rechts­char­ta, § 25 u.a.)
3. Be­glei­tung der Be­woh­ner von Un­ter­künf­ten, wie auch von Eh­ren­amt­li­chen auf ih­ren We­gen über die bü­ro­kra­ti­schen Hür­den der deut­schen Ge­sell­schaft (For­mu­la­re von Be­hör­den in leich­ter Spra­che – s. In­klu­si­on!) bleibt ei­ne gro­ße Her­aus­for­de­rung: Über­set­zun­gen und Rechts­be­ra­tun­gen soll­ten nur von fach­kom­pe­ten­ten pro­fes­sio­nel­len Per­so­nen (Fi­nan­zie­rung und Aus­bil­dung!) über­nom­men werden.

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7) Wohnungssuche und Freiwillige: Wie unterstützen wir unsere Bewohner_​innen bei der Wohnungssuche? Horizonte und Grenzen?

1. Ein Er­folg bei der Woh­nungs­su­che ist we­sent­lich ab­hän­gig von Fak­to­ren, die durch das En­ga­ge­ment frei­wil­li­ger Un­ter­stüt­zer nicht zu be­ein­flus­sen sind. Dies be­trifft das The­ma Woh­nungs­bau, die Pro­ble­me in der ‚of­fi­zi­el­len‘ In­fra­struk­tur der Woh­nungs­su­che (EJF, LAF, Äm­ter) so­wie das Pro­blem Ge­flüch­te­te auf dem pri­va­ten Woh­nungs­markt zu vermitteln.
2. Um die Chan­cen ei­ne Woh­nung zu fin­den zu er­hö­hen emp­fiehlt es sich mehr­glei­sig zu fah­ren: Eh­ren­amt­li­che Un­ter­stüt­zung in der Woh­nungs­su­che, Ko­ope­ra­tio­nen mit ‚ex­ter­nen‘ Pro­jek­ten und In­itia­ti­ven, Ko­ope­ra­tio­nen mit Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten, per­sön­li­ches und mehr­fa­ches Nach­fra­gen in den Bü­ros der Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten, v.a. auch die Ver­net­zung der Be­woh­ner mit ‚Altberliner_​innen‘.
3. Sinn­voll wä­re ei­ne In­fra­struk­tur, wel­che ge­gen­wär­tig vor­han­de­nen Män­geln ent­ge­gen­wirkt, wie z.B. Bürg­schafts­mo­del­le für die Über­brü­ckung des zu lan­gen Zeit­raums zwi­schen Miet­an­ge­bot und Be­stä­ti­gung des An­ge­bo­tes durch die Äm­ter oder Un­ter­stüt­zung der Be­zirks­äm­ter bei der Ak­qui­se und Ver­mitt­lung von pri­va­tem Wohnraum.

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8) Der Männertisch: Mit welcher Situation sehen sich geflüchtete Männer konfrontiert? Mit welchen Angeboten kann darauf eingegangen werden?

1. Män­ner sind we­ni­ger in­vol­viert in An­ge­bo­ten im Ver­gleich zu Frau­en und Kin­dern. Es gibt kei­ne An­ge­bo­te und häu­fig passt das An­ge­bot nicht zum Bedarf.
2. Es wird viel für das „Em­power­ment“ von Frau­en ge­tan, Män­ner füh­len sich da­bei „ver­ges­sen“.
3. Es ist drin­gen­de Auf­ga­be zu ana­ly­sie­ren, was die Ur­sa­chen für die die­se „Schief­la­ge“ sind und Lö­sungs­an­sät­ze zu for­mu­lie­ren, um den Miss­stand zu beseitigen.

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Die Bilder des Jour Fixe: Vor Ort im Tempelhofer Hangar

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BERATUNGSFORUM ENGAGEMENT FÜR GEFLÜCHTETE
Frei­wil­li­gen­ko­or­di­na­ti­on BFE | Do­ku­men­ta­ti­on. Ge­samt Jour Fi­xe im April 2017
LuH – ak­tua­li­siert 26.06.2017